Sonntag, 29.09.1996: Erdbeben werden gemessen mit Ursprung unter dem Vatnajökull Gletscher im Süden Islands. Die Erdbeben dauern den ganzen Tag über an und erreichen die Stärke 5 auf der Richter Skala. Sie
entstehen im Bereich des Bardarbunga Zentral-Vulkans unter dem Gletscher. Wissenschaftler sagen eine Eruption voraus. Fluggesellschaften werden davor gewarnt, den Vulkan zu überfliegen.
Der Gletscher Vatnajökull ist der größte Gletscher Europas, ca. 8.300 km²
groß, unter ihm sind verschiedene Vulkane.
Montag, 30.09.1996: Die Erdbeben im Gletschergebiet halten an ...
Dienstag, 01.10.1996: Beim Überfliegen des Gletschers wird ein Einbruch an der Oberfläche an der Stelle entdeckt, wo bereits 1938 ein letzter Vulkanausbruch
stattgefunden hat. Weitere Flüge an diesem Tag zeigen, dass sich der Einbruch zunehmend vergrössert und weitere Einbruchsstellen entstehen.
Mittwoch, 02.10.1996: Am frühen Morgen wird bei einem erneuten Überflug festgestellt, dass eine Eruption das Eis durchbrochen hat.
Rhythmische Ausbrüche mit schwarzen Aschenwolken, die bis 500 m hoch geschleudert werden, folgen. Die gesamte Eruptionswolke hat mittlerweile eine Höhe von 3.000 m erreicht, bevor sie von einem aufkommenden südlichen Wind mit
einer Geschwindigkeit von 30-40 Knoten zerstreut wird. Sicht und Flugbedingungen sind extrem schlecht und erlauben nur noch Beobachtungsflüge von wenigen Minuten Dauer ...
Freitag, 04.10.1996: Die Ausbrüche setzen sich fort mit gleichbleibender Stärke. Die Beobachtungen von gestern zeigten, dass der
Ausbruchskrater immer noch mit einer ca. 50 m tiefen Wasserschicht bedeckt ist. Zwischenzeitliche Eruptionen schleudern schwarze Asche ca. 200-300 m hoch und die Dampfsäule steigt mittlerweile ca. 10 km hoch.
Der Eruptionsbereich im Eis hat sich mittlerweile erweitert und es scheint eine verlängerte Spalte durch das Eis
entstanden zu sein, die allerdings auch bei näherer Beobachtung nicht sichtbar wird. Ein Fernsehteam, das gestern über die Ausbruchsstelle geflogen ist, hatte Glück und konnte zwei Blitze in einer Aschen-Explosion aufnehmen, aber
elektrische Erscheinungen sind eine übliche Erscheinung in solchen Eruptionen ...
Mittwoch, 30.10.1996:
Der letzte Ausbruch endete am 13.10., seitdem ereignete sich keine Eruption mehr. Schmelzwasser fliesst weiter aus dem Eruptionsgebiet zum Grimsvötn See, aber mit
einer erheblich reduzierten Rate im Vergleich zu vorher. Während der letzten Woche betrug der Wasserabfluss ca. 100 Kubikmeter pro Sekunde. Die Abflussrate sinkt,
während das ausgeflossene Material erkaltet. Es gibt nicht die geringsten Anzeichen der erwarteten Flut bei Skeidarársandur ...
Dienstag, 05.11.1996: Der Fluss Skeidarár, der im Gletschersee vom Grimsvötn entspringt, hat mächtig zugelegt. Zur Zeit beträgt die Temperatur zwischen -2°C und -20°C, so dass die
Gletscherflüsse bei einem Minimum sein sollten. Doch an diesem Morgen beobachten die Wissenschaftler, dass der Skeidarár erheblich steigt ...
Donnerstag, 07.11.1996: Der Gletscherabfluss (Jokulhlaup) begann am Morgen des 5. Novembers völlig überraschend zu steigen. Das Anwachsen des Gletscherflusses war schnell und viele
Eisberge gerieten in die Flut, die vom Gletscher ins Meer floss. Die Entfernung von ca. 50 km zwischen Grimsvötn und dem Skeidarársandur wurde schnell überspült.
Folgende Überflutungen wurden festgestellt:
Die Überflutung von Núpsvotn beginnt gegen 17:20 Uhr am 05.11.96. Die Gigja Brücke fällt gegen 13:00 Uhr. Bei Skeidará gibt es eine starke Flut, die Brücke wird zerstört ...
Die geschätzte Flut beträgt ca. 45.000 m³/s, das sind ca. 10.000 bis 15.000 m³/s mehr
als die "jokulhlaups" von 1934 und 1938. Der Flutkanal vom Grimsvötn ist deutlich zu sehen. Er formt einen Einbruchgraben im Eis auf der Gletscheroberfläche mit verschiedenen Löchern. Es wird erwartet, dass der Grimsvötn
vollständig geleert wird, da die Gletscheroberfläche durch Schmelzwasser zerstört ist. Das hat es im Grimsvötn noch niemals zuvor gegeben. So ein hoher Schmelzgrad kann nur entstehen bei Wassertemperaturen von 10°C oder mehr ...
Es steht nun fest, dass die Gesamtschäden bei ca. 10-15 Millionen US$ liegen, wobei folgende Hauptziele getroffen
wurden:
1) Die Skeidará Brücke wurde nicht zerstört, aber erheblich beschädigt.
2) Die Brücke über die Gigja ist verschwunden. 3) Die Saeluhusakvisl Brücke steht noch, ist aber erheblich beschädigt. Sie ist vollständig von der Flut unterspült.
4) Straßen wurden erheblich beschädigt und auf 10 km vollständig weggespült. 5) Strom- und Telefonkabel wurden beschädigt und zum Teil weggespült ...
© 1996-2000 J.de Haas, Quellen: Vulkanisches Institut / Vulkanshow Villi Knudsen
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