Von Visegrad kommend kam ich an die bosnisch-serbische Grenze. Es standen einige Autos dort. Und es ging zuerst gar nichts voran. Ich fuhr daraufhin seitlich an der Autoschlange vorbei, als mehrere serbische Motorradfahrer ebenfalls dort ankamen, und vorfuhren. Den serbischen Grenzer störte das gar nicht. Er sammelte so ca. 20 Reisepässe ein (19 serbische und meinen deutschen) und verschwand im Gebäude. Ich wollte ihm noch meine grüne Versicherungskarte geben, doch die interessierte ihn nicht großartig. Im Gegensatz zu den anderen Ländern die ich schon durchfuhr. Dort war die grüne Karte fast das wichtigste Dokument! Nach zehn Minuten kam er mit sämtlichen Pässen und verteilte sie und schon ging es rein nach Serbien. An der Grenze wechselte ich dann noch 100 Euro in serbische Dinar. Dort erhielt ich fast den normalen Umrechnungskurs ohne Gebühren. Die Landschaft hier ist relativ gebirgig und mit viel Wald umgeben (Naturpark Sargan-Mokra Gora). Die erste Stadt ist Mokra Gora. Dort gibt es einen alten Bahnhof und die Museumsbahnlinie Sarganska osmica (Sarganbahn), die nach Visegrad verlängert wird/wurde. Oberhalb von Mokra Gora gibt es ein Dorf, das der serbische Regisseur Emir Kusturica aufbauen lies und für den Film “Das Leben ist ein Wunder” diente. Von Mokra Gora führt die Straße M5 nun durch den Naturpark weiter bis auf eine Höhe von ca. 1000m. Dort oben fährt man durch den Scheiteltunnel. Danach geht es wieder stetig bergab und fährt durch eine typische Mittelgebirgslandschaft weiter bis nach Uzice (411m). Uzice ist der Hauptort des Bezirks (Okrug) Zlatibor. Von Uzice fuhr ich weiter ostwärts vorbei an Pozega und weiter in Richtung Ovcar Banja, mein heutiges Ziel. Hier fährt man in ein schluchtartiges Gebirgstal ein neben dem Fluss Zapadna Morava (Westliche Morava). Im schluchtartigen Tal muss man etwas aufpassen, das man die Abfahrt nicht verpasst. Hinter einem Tunnel fährt man über die Morava (Brücke) und sofort dahinter biegt man rechts ab (Schild nach Ovcar Banja). Nun durch den unscheinbaren Ort und dahinter links den Abhang hinab und über eine Steinbrücke zum Campingplatz. Achtung: Diese Brücke kann überflutet werden und ist für größere Fahrzeuge ungeeignet! Der Campingplatz sieht recht verwildert aus, und genügt nur sehr einfachen Ansprüchen! Aber er ist dafür auch sehr günstig (4,20 €/Nacht bei mir). In diesem Tal befinden sich auch sehr viele Klöster.
Ich war fast der einzigste Gast auf dem Platz. Ausser mir war noch eine serbische Wandergruppe am Campingplatz. Mit einem von ihnen unterhielt ich mich recht lange Zeit an der kleinen Rezeption. Er fand es sehr spannend, hier einen deutschen Motorradfahrer anzutreffen! Und ich fand es spannend, was er alles erzählte, soweit ich es verstand. (Er hatte nämlich einiges an Alkohol intus und hatte deswegen eine recht lockere Zunge...) Auch deutsch war etwas problematisch, ebenso englisch. Er erklärte mir, das er mit seiner Wandergruppe von Belgrad zu Fuß losgegangen ist und morgen weiter in den Kosovo zu wandern (zu Fuß! ). Zuvor wollen sie aber noch die Klöster in der Umgebung besichtigen.
Für die Serben sei diese Wanderung etwas besonderes. Es geht dabei um den Nationalfeiertag “Vidovdan”, dem St. Veitstag. Am St. Veitstag (15. Juni 1389 julianisch / 28. Juni 1389 gregorianisch) fand die Schlacht auf dem Amselfeld statt (im heutigen Kosovo). Dort bekämpften sich serbisch-bosnische Truppen mit osmanischen Truppen. Und deswegen ist der St. Veitstag (28. Juni) einer der wichtigsten Tage der Serben.
Der gute Mann war recht serbisch-national eingestellt. Die jetzige Grenze zum Kosovo ist für ihn (und die meisten Serben) nicht existent. Kosovo war schon immer serbisch und die Albaner dort sollen doch bitte zurück (nach Albanien).
Er gab mir noch zwei Karten die ich nicht so recht deuten kann. Er nannte sie “Serbische Aktion” und war richtig stolz auf diese Karten, von denen er mir gleich zwei übergab. Leider kann ich die Karten nicht lesen, da sie natürlich in kyrillischer Schrift sind. Vielleicht kann mir jemand erklären was es damit auf sich hat. Bitte senden Sie mir dazu eine Mail. Vielen dank im Voraus! |